
§2 Turbulente Str
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omungen und Schwierigkeiten ihrer Simulation 21
An dieser Stelle soll nun auch auf die Situation in zwei Dimensionen eingegangen
werden, da zwischen zwei- und dreidimensionalen turbulenten Str
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omungen grundlegen-
de Unterschiede existieren. Zum einen verhalten sich die kleinsten Skalen, im Gegensatz
zu (II.15), in zwei Dimensionen wie λ =O (Re
−
1
2
), siehe [Kra67], und zum anderen
gibt es in der Physik genau genommen keine zweidimensionalen Str
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omungen.
Dieses l
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asst sich sehr gut mit Hilfe der Wirbeldichte ω
ω
ω aufzeigen, die definiert ist
als Rotation des Geschwindigkeitsfeldes, ω
ω
ω = ∇ × u. Wendet man den Rotations-
operator auf die Navier–Stokes–Gleichungen (II.10) mit f = 0 an, erh
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alt man eine
Entwicklungsgleichung f
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ur die Wirbeldichte,
∂ω
ω
ω
∂t
− 2Re
−1
∇ · D (ω
ω
ω) + (u · ∇) ω
ω
ω − (ω
ω
ω · ∇) u = 0.
In dieser Gleichung wurde ber
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ucksichtigt, dass die Rotation des Druckterms verschwin-
det, ∇ × ∇p = 0. Zus
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atzlich kann auch der viskose Term f
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ur große Reynolds–Zahlen
vernachl
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assigt werden,
dω
ω
ω
dt
=
∂ω
ω
ω
∂t
+ (u · ∇) ω
ω
ω ≈ ω
ω
ω · ∇u. (II.16)
Dies entspricht einer Gleichung f
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ur ein infinitesimales Material–Linienelement [Joh06a].
Wenn die Dehnungsgeschwindigkeit, hervorgerufen durch den Geschwindigkeitsgradi-
enten ∇u, das Linienelement dehnt, dann wird auch der Betrag |ω
ω
ω| gedehnt. Diesen
Aspekt nennt man Wirbeldehnung, ein wichtiges Charakteristikum dreidimensionaler
Str
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omungen.
In zweidimensionalen Str
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omungen ist die rechte Seite der Gleichung (II.16) aller-
dings gleich Null, daher tritt hier keine Wirbeldehnung auf. Deren Fehlen zeigt, f
¨
ur
große Reynolds–Zahlen, einen qualitativen Unterschied zu dreidimensionalen Str
¨
omun-
gen [Pop00].
Dennoch sind Str
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omungen in zwei Dimensionen, vom mathematischen Standpunkt
aus, ein n
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utzliches Hilfsmittel f
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ur numerische Experimente und Tests neuer Verfahren.
So kann man sagen, dass Verfahren, die in zwei Dimensionen scheitern, sehr wahr-
scheinlich in drei Dimensionen ebenfalls versagen werden. Andererseits gilt, dass gute
Ergebnisse in zwei Dimensionen, ohne weitere Studien nicht zwangsl
¨
aufig auf drei Di-
mensionen
¨
ubertragbar sind [Joh06a].
Konsequenzen f
¨
ur die numerische Simulation
Die numerische Simulation von turbulenten Str
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omungen bereitet im Allgemeinen meh-
rere prinzipielle Probleme. Zum einen, durch die bereits erw
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ahnte Dominanz der nicht-
linearen Effekte und zum anderen durch das große kontinuierliche Spektrum an exis-
tierenden Skalen. Die Schwierigkeiten bei einer akkuraten Aufl
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osung dieses Spektrums
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